Movember bewegt: Warum Männer über ihre Gesundheit reden sollten

03.11.2025 | Artikel

Der November steht wieder ganz im Zeichen der Männergesundheit. Jedes Jahr am 19. November findet der Internationale Männertag statt. Ziel ist es, das Gesundheitsbewusstsein bei Männern und Jungen zu schärfen und auf Vorsorgeuntersuchungen aufmerksam zu machen.

Drei Männer beim Sport reden miteinander.

Movember – Schnurrbart mit Botschaft

Laut dem Gesundheitsbarometer der Österreichischen Gebietskrankenkasse (ÖGK) nahmen im Jahr 2022 nur rund 12 Prozent der Männer in Österreich eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch – bei Frauen waren es etwa 13,6 Prozent. Zusätzlich betont die ÖGK, dass Männer insgesamt seltener zu Ärzt_innen gehen, obwohl sie häufiger krank sind. Im Jahr 2022 verzeichnete die ÖGK rund 26,1 Millionen Krankenstandstage.

Die internationale Bewegung „Movember“ (ein Wortspiel aus „Moustache“ (Schnurrbart) und „November“) möchte Männer für ihre psychische Gesundheit sensibilisieren und auf Männerkrankheiten wie Prostata- und Hodenkrebs aufmerksam machen. Ziel der Initiative ist es, das Bewusstsein bei Männern und Jungen für Gesundheitsvorsorge zu schärfen – von klassischen Gesundheitschecks bis hin zum offenen Umgang mit psychischen Erkrankungen.

Das Prostatakarzinom zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Männern. Im Jahr 2020 wurde in Österreich bei 23.373 Männern Krebs diagnostiziert – bei 6.126 von ihnen wurde ein bösartiger Prostatatumor festgestellt – rund 1.200 Männer pro Jahr sterben daran. Studien zeigen, dass regelmäßige Prostata-Vorsorgeuntersuchungen ab 45 die Heilungschancen erhöhen. Mit 1. Jänner 2024 wurden das Prostata-MRT und das Coronar-CT verbindliche Leistungen in den österreichweiten Leistungskatalog der ÖGK aufgenommen.

Männer leiden oft im Stillen

Psychische Erkrankungen werden bei Männern seltener diagnostiziert als bei Frauen. Noch nicht geklärt ist, ob es an einer stärkeren psychischen Belastung der Frauen liegt und inwiefern auch andere Aspekte eine Rolle spielen: Möglicherweise gehen Männer seltener zu Ärzt_innen und nehmen Gesundheitsleistungen, besonders bei leichteren Beschwerden, weniger häufig in Anspruch. Viele Männer sprechen noch immer kaum über seelische Belastungen – psychische Erkrankungen gelten häufig als Zeichen persönlicher Schwäche und sind gesellschaftlich stigmatisiert. Auch im medizinischen Kontext wird bei Männern oft vorrangig nach körperlichen Ursachen gesucht, wodurch psychische Leiden seltener erkannt und diagnostiziert werden.

Depressionen bei Männern oft unentdeckt

In Österreich sind rund 730.000 Menschen von einer Depression betroffen, 264.000 davon gehören dem männlichen Geschlecht an. Das entspricht gemäß einer Studie der klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie der MedUni Wien aus dem Jahr 2017, rund 7,4 Prozent aller österreichischen Männer. Allerdings wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Expert_innen vermuten, dass sich depressive Beschwerden bei Männern anders zeigen als bei Frauen. Symptome wie vermehrte Reizbarkeit, Wutattacken und ein erhöhtes Risiko- und Suchtverhalten (z.B. verstärkter Alkoholkonsum) können auf eine männliche Depression hindeuten. Aufgrund der Schwierigkeiten Depressionen bei Männern festzustellen, bleiben diese häufig unentdeckt. 

Suizid bleibt ein Tabuthema

Suizidalität wird häufig durch Depressionen mitausgelöst. Männer sterben in Österreich dreimal bis viermal häufiger durch Suizid als Frauen. Besonders gefährdet sind Männer bis 45 Jahre und ältere Männer über 65. Häufig steht eine unbehandelte Depression im Hintergrund. Wer Anzeichen einer psychischen Erkrankung bei sich bemerkt, sollte nicht zögern, professionelle Unterstützung zu suchen und anzunehmen - der erste Schritt kann schon das Gespräch mit dem/der Hausärzt_in sein.

Die „Male Loneliness Epidemic“ – Einsamkeit unter Männern

Immer mehr Studien und Beobachtungen sprechen von einer „Epidemie männlicher Einsamkeit“. Auch in Österreich zeigt sich dieses Phänomen: Nach der Corona-Pandemie berichten besonders junge Männer zunehmend von sozialer Isolation, dem Verlust enger Freundschaften und fehlender emotionaler Unterstützung.

Einsamkeit ist keine harmlose Befindlichkeit – sie erhöht das Risiko für Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Suizidalität erheblich. Gesellschaftlich spielt dabei das traditionelle Männerbild eine Rolle: Männer sollen stark, unabhängig und kontrolliert sein – Eigenschaften, die es erschweren, Nähe zuzulassen oder über Einsamkeit zu sprechen. Mehr Initiativen in Österreich versuchen daher, Männer gezielt zu erreichen – mit offenen Gesprächsangeboten, Peer-Gruppen oder niedrigschwelliger psychologischer Beratung.

Hilfe und Beratung in Krisensituationen

Wenn Sie selbst betroffen sind oder jemanden kennen, der Hilfe braucht, können folgende österreichische Einrichtungen unterstützen:


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