Wie uns unsere Eltern prägen und welchen Weg wir gehen

10.06.2025 | Artikel

Wir alle tragen ein Stück unserer Eltern in uns. Das zeigt sich nicht nur in ähnlichen Gesichtszügen oder der gleichen Augenfarbe, sondern auch darin, wie wir denken, fühlen und handeln. Vieles übernehmen wir unbewusst, anderes ganz bewusst. So prägen unsere Wurzeln auch unsere Werte im Leben.

Lachende Mutter liegt auf dem Sofa und spielt mit ihrer Tochter, die sie mit den Beinen in die Luft hebt.

Im Kleinkindalter beginnen wir, unsere Umgebung mit eigenen Augen zu erkunden, auf zwei Beinen zu stehen und die ersten Wörter zu bilden. Immer mit dabei: Unsere Eltern. Sie feuern uns an, wenn wir etwas Neues wagen, und fangen uns auf, wenn etwas einmal nicht klappt. Das gibt Geborgenheit und ist eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung. So können wir uns ausprobieren, mit unseren Bezugspersonen interagieren und herausfinden, was uns wirklich wichtig ist.

Werte im Leben: Wie Eltern unser Innerstes mitgestalten

Kinder, die sich in ihrem Umfeld sicher fühlen, beginnen früh, ihre Umgebung eigenständig mit allen Sinnen zu erforschen. Dabei saugen sie förmlich alles auf, was in ihrer Nähe vor sich geht – auch wie sich die Eltern in verschiedenen Situationen und ihnen gegenüber verhalten. All das hilft ihnen von klein auf dabei, Dingen auf den Grund zu gehen und die Welt um sie herum zu verstehen.

Ganz ohne Worte verständigen sich bereits Babys: Sie weinen, lächeln oder drehen den Kopf weg und sie verinnerlichen auch, wie die Eltern darauf reagieren. Sie merken etwa, dass eine Bezugsperson sie tröstet, zurücklächelt oder zurückweicht und ruhiger spricht, sobald sie Unbehagen zeigen. Eltern, die immer wieder angemessen und mit Wohlwollen auf diese kindlichen Signale eingehen, stärken so die Eltern-Kind-Bindung.

Kinder beobachten außerdem, wie die Eltern miteinander und mit anderen Menschen umgehen. Oft ahmen Kinder das Verhalten auch nach. Eltern vermitteln Werte – indem sie diese vorleben.

Dabei gilt: Echt sein geht vor perfekt sein. Fehler sind menschlich und deshalb sollten sich auch Eltern nicht dafür schämen, wenn sie mal einen Fehler machen oder keine passende Antwort auf ein „Warum?“ haben. Viel wichtiger als irgendein Ideal ist, authentisch zu sein und zu zeigen, wie man mit Fehlern und schwierigen Situationen umgeht. Schließlich ist niemand perfekt und so bekommen Kinder das Selbstbewusstsein, sich selbst ganz anzunehmen – auch mit kleinen Makeln.

Mutter-Tochter-Beziehung: Zwischen Vorbild, Nähe und Entwicklung

Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist oft besonders eng. Denn häufig ist die Mutter nicht nur unsere erste weibliche Bezugsperson, sondern auch ein Vorbild. Wie sie über sich und andere spricht, uns zuhört, an uns denkt und uns etwas mitbringt, aber auch sich selbst etwas Gutes tut: All das prägt. Viele dieser Erfahrungen aus der Kindheit wirken unbewusst weiter – in der Art, wie erwachsene Töchter später auf andere zugehen, was sie mit Weiblichkeit und Frausein verbinden und sich selbst im Leben positionieren.

In der Kindheit ist die Mutter oft emotionaler Anker und Kompass zugleich. Die Mama tröstet, stärkt, begleitet und bietet Orientierung. Gleichzeitig steckt in dieser Nähe auch ein Spannungsfeld. Denn mit zunehmendem Alter beginnt jede Tochter, sich selbst zu entdecken, eigene Vorstellungen zu entwickeln und sich abzugrenzen. Hinter der Loslösung, ob harmonisch oder konfliktgeladen – häufig beides – liegt der Wunsch nach persönlicher Entwicklung und Entfaltung, sowohl für die Mutter als auch für die Tochter.

Persönlichkeitsentwicklung braucht nicht nur Nähe, sondern auch Raum. Raum für eigene Erfahrungen, andere Sichtweisen, vielleicht auch für das bewusste Anderssein und doch bleibt die Beziehung zur Mutter für viele Töchter ein innerer Fixpunkt – mal im Einklang, mal im Kontrast, aber immer bedeutsam. Ein Patentrezept für eine gelungene Mutter-Tochter-Beziehung gibt es genauso wenig wie das perfekte Guglhupfrezept – jede Familie hat da ihr ganz eigenes.

Persönliche Werte finden: Bewusst wählen, was zu uns passt

Familienrezepte werden von Generation zu Generation weitergegeben. Aber auch andere Traditionen, Bräuche und Vorstellungen von Disziplin, Freiheit oder Wohlstand wirken oft über Generationen hinweg.

Dazu gehören kleine Alltagsweisheiten wie den Holzlöffel quer über den Topf zu legen, damit das Nudelwasser nicht überkocht, aber auch größere Gedankenkonstrukte, mit denen wir uns vielleicht eher den Weg verbauen, wenn wir ihnen blind folgen. Häufig heißt es dann: „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Aber ist es deshalb automatisch eine gute Idee?

Genau solche Fragen stellen sich junge Erwachsene, z. B. wenn es darum geht, im Job die Zähne zusammenzubeißen, obwohl längst die eigenen Grenzen erreicht sind. Manchmal führt das dazu, dass sie alte Gewohnheiten hinter sich lassen und neue Wege gehen. In diesem Fall gilt die mehr Selbstfürsorge und weniger Zähne-zusammenbeißen-Mentalität.

Rollenbilder im Wandel: Was wir annehmen und was wir hinterfragen

Tatsächlich gibt es Überzeugungen, die so tief verinnerlicht sind, dass man sie auch in allgemeinen Redewendungen wiederfindet. „Wer rastet, der rostet“, um beim Beispiel zu bleiben. Dabei ist Entspannung gar nicht mit Stillstand gleichzusetzen.

Im Gegenteil! Wir brauchen regelmäßige Pausen und genügend Schlaf, um im Alltag ausreichend Energie zu haben und etwas weiterzubringen.

Wenn solche traditionellen Wertvorstellungen auf den Prüfstand gestellt werden, setzt das einiges in Bewegung – nicht nur im Kreis der Familie, sondern oft auch gesellschaftlich. Ein weiteres Beispiel ist das traditionelle Bild vom starken Mann.

Dabei handelt es sich um einen Stereotypen, der Männern mehr schadet als nutzt. Viele Männer leiden im Stillen, fressen Kummer lieber in sich hinein oder spülen ihn mit Alkohol herunter, statt Hilfe in Anspruch zu nehmen, aus Angst, als Schwächling zu gelten.

In Zahlen bedeutet das: Männer zwischen 15 und 30 Jahren haben ein 3 bis 4 Mal höheres Risiko, Selbstmord zu begehen, als gleichaltrige Frauen. Ein neues Bild von Männlichkeit rückt innere Stärke in den Fokus – frei nach dem Motto: „Ich bin es mir wert, mehr für mein Wohlbefinden zu tun.“ - Das ist mutig und stark.

Auf der anderen Seite steht das traditionelle Frauenbild schon länger im Wandel. Seit der Familienrechtsreform von 1975 müssen Frauen nicht mehr die Erlaubnis ihres Mannes einholen, wenn sie arbeiten wollen. Echte Gleichberechtigung bedeutet aber auch im Privaten eine faire Verteilung der Aufgaben. Wie die aktuelle Generali Studie „Was Frauen bewegt“ aufzeigt, leisten Frauen in Beziehungen aber immer noch mehr als die gerecht verteilten 50 Prozent, nämlich zwei Drittel, wenn es um Kinder, Haushalt & Co geht.

Was wir unseren Eltern verdanken und wie wir weitergehen

Unsere Eltern haben uns Schritt für Schritt begleitet und uns dabei die Geborgenheit gespendet, aus der wir Kraft und Selbstbewusstsein schöpfen konnten. Sie waren unser erster sicherer Hafen und haben uns gehalten, bis wir gelernt haben, uns selbst zu halten. Sie haben uns Werte mitgegeben, die uns heute Orientierung geben und manchmal auch aufrütteln und daran erinnern, wie wichtig es ist, unseren eigenen Weg im Leben zu finden.

Dann sind da die Momente, wo wir unsere Eltern in uns selbst wiederfinden. Vielleicht ist es ein Satz, den wir inzwischen selbst sagen. Eine Geste, bei der wir uns schon mal ertappt haben und je weiter wir uns entwickeln, desto mehr wächst auch der Wunsch, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen. Nicht nur im Hier und Jetzt, sondern auch in Zukunft.

Für das, was kommt. Für das, was uns trägt – wenn das Leben mal stürmisch wird.

Vorsorge ist dabei mehr als ein Plan B. Sie ist Ausdruck von Fürsorge – für uns selbst, für das eigene Leben und vielleicht auch ein kleines Dankeschön an die, die uns beigebracht haben, gut auf uns zu achten und sicher über uns hinauszuwachsen.


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