Anna Greil: Um über mich hinauszuwachsen, brauche ich ein starkes soziales Umfeld

12.03.2025 | Interview

Menschen begegnen unterschiedlichsten Herausforderungen und Möglichkeiten bei der Gestaltung ihrer Zukunft. Neues zu wagen, erfordert Mut, aber auch Sicherheiten. Im Hinblick auf den Weltrecyclingtag am 18. März werfen wir einen Blick auf die Anfänge, Ambitionen und Sicherheiten von Anna Greil - der Gründerin der Kleidertausch-Plattform Uptraded.

Frage: Anna, bevor wir loslegen: Das Motto in diesem Jahr ist „Über sich hinauswachsen braucht Sicherheit“. Was brauchst du, um über dich hinauszuwachsen? Was hat dir in deinem Leben Sicherheit gegeben?

quotes_icon

Um über mich hinauszuwachsen, brauche ich ein starkes soziales Umfeld, das mir Sicherheit und Unterstützung gibt.

Anna Greil, Gründerin von Uptraded


In meinem Leben haben mir vor allem meine Eltern und enge Verbindungen zu anderen Menschen Sicherheit vermittelt. Es ist ein Privileg, ein Startup zu gründen, da man sich bewusst auf ein hohes Risiko einlässt, aber gleichzeitig weiß, dass es Menschen gibt, die hinter einem stehen – besonders in schwierigen Zeiten. Diese starke Vernetzung und das Vertrauen in die Menschen um mich herum geben mir die notwendige Sicherheit, um über meine Grenzen hinauszuwachsen.

Frage: Anna, du bist die Gründerin der Kleidertausch-Plattform Uptraded. Wie funktioniert Uptraded und was unterscheidet sie von anderen Sharing- und Tauschplattformen?

Uptraded ist eine innovative Kleidertausch-Plattform, die es den Nutzer_innen ermöglicht, ihre Kleidung gegen andere Kleidungsstücke einzutauschen – alles auf einer benutzerfreundlichen digitalen Plattform. Der Unterschied zu anderen Sharing- und Tauschplattformen liegt in unserem Fokus auf dem zirkulären Ansatz in der Mode. Nutzer_innen können ihre gut erhaltenen Kleidungsstücke hochladen und erhalten dafür virtuelle "Tauschpunkte", die sie dann für andere Kleidungsstücke auf der Plattform verwenden können. Wir bieten damit nicht nur eine Alternative zum Konsum von Fast Fashion, sondern fördern auch eine nachhaltige und ressourcenschonende Art der Kleiderwahl. Unser Ziel ist es, die Modeindustrie von der Wegwerfmentalität zu befreien und Secondhand zur ersten Wahl zu machen.

Frage: Wie sieht dein beruflicher Werdegang vor der Gründung von Uptraded aus? Hattest du schon immer den Wunsch, Unternehmerin zu werden?

Vor der Gründung von Uptraded, habe ich „Business & Management“ am MCI in Innsbruck studiert und ein Auslandssemester in Neuseeland gemacht, was mir wichtige internationale Perspektiven und meine Kreativität eröffnet hat. Der Weg in die Unternehmensgründung war nicht direkt vorgezeichnet – ich hatte nie den klassischen Wunsch, Unternehmerin zu werden. Was mich jedoch schon immer angetrieben hat, war der Wunsch, etwas zu verändern und einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen. Als ich entdeckte, dass Impact Entrepreneurship eine Möglichkeit bietet, Veränderung auf einer systemischen Ebene zu bewirken, war mir klar, dass ich genau in diesem Bereich mein Engagement entfalten wollte.

Frage: Was war der ausschlaggebende Punkt, der dich dazu motiviert hat, Uptraded zu gründen? Wie hängt die Idee mit deinem persönlichen Interesse an Nachhaltigkeit zusammen?

Der Hauptgrund, warum ich Uptraded gegründet habe, war, dass ich selbst jahrelang ein Konsumopfer war. Ich habe den Druck der Modeindustrie und den ständigen Drang nach neuen, trendigen Kleidungsstücken gespürt. Ich erkannte, dass ich nicht die Einzige war, die sich in diesem Kreislauf befand. Es war klar, dass wir eine Lösung brauchten, die nicht nur nachhaltig ist, sondern den Menschen auch ermöglicht, kreativ und mit Freude mit ihrem Kleiderschrank umzugehen. Ich wollte eine Plattform schaffen, die nicht nur den Austausch von Kleidung fördert, sondern auch das Bewusstsein für die Bedeutung von Ressourcen und Konsumverhalten stärkt. Diese Erfahrung und das Bedürfnis nach Veränderung in der Modeindustrie sind die treibende Kraft hinter Uptraded.

Frage: Was bedeutet es für dich, heutzutage unternehmerisch tätig zu sein? Welche Freiheiten, aber auch Herausforderungen bringt das mit sich?

Unternehmerisch tätig zu sein, bedeutet für mich vor allem, die Freiheit zu haben, meine Ideen und Werte in die Welt zu tragen und dabei mein eigenes Unternehmen zu gestalten. Es ist ein unglaubliches Privileg, die Möglichkeit zu haben, Dinge nach meinen Vorstellungen zu entwickeln und zu realisieren. Auf der anderen Seite ist es eine enorme Herausforderung, da es nicht nur fachliches Wissen, sondern auch persönliches Wachstum verlangt.

quotes_icon

Die Reise als Gründerin erfordert eine tiefe Überzeugung in das eigene Projekt, vor allem in schwierigen Zeiten.

Anna Greil, Gründerin von Uptraded


Es geht darum, Rückschläge als Teil des Prozesses zu akzeptieren und dennoch immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Es ist eine ständige Balance zwischen Vision und Realität, zwischen Hoffnung und Rückschlägen.

Frage: Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sind aus deiner Sicht besonders wichtig für junge Gründer_innen, um in der heutigen Geschäftswelt erfolgreich durchzustarten?

Für junge Gründer_innen ist es meiner Meinung nach besonders wichtig, eine klare Vision und einen starken Purpose zu haben. Die Authentizität und die Fähigkeiten, sich treu zu bleiben und einen Mehrwert zu schaffen, sind entscheidend. Ein erfolgreiches Unternehmen sollte immer mehr wollen als nur finanziellen Gewinn – es sollte eine Veränderung bewirken und Verantwortung übernehmen. Reflektiertheit ist ebenfalls eine Schlüsselkompetenz. Gründer_innen müssen in der Lage sein, sich ständig selbst zu hinterfragen und weiterzuentwickeln, um im dynamischen Geschäftsumfeld erfolgreich zu sein.

Frage: Was würdest du jungen Menschen gerne mitgeben, die ebenfalls mit dem Gedanken spielen, ein Unternehmen zu gründen?

Mein Rat an junge Menschen, die ein Unternehmen gründen möchten, ist, einfach anzufangen. Man muss nicht alles von Anfang an wissen oder perfekt geplant haben.

quotes_icon

Schritt für Schritt voranzugehen und dabei die Unterstützung von Mentor_innen und Netzwerken zu suchen, ist unglaublich wertvoll.

Anna Greil, Gründerin von Uptraded


Programme wie Ashoka Gen Changemaker bieten wunderbare Möglichkeiten, sich mit anderen jungen Unternehmer_innen zu verbinden und von deren Erfahrungen zu lernen. Wichtig ist es, die Reise zu umarmen und dabei eine klare Vision zu haben – aber auch die Flexibilität, sich anzupassen, wenn es notwendig ist. Und vor allem: Nicht unterkriegen lassen, auch wenn es schwierig wird. Rückschläge sind Teil des Weges.

Frage: Welche Ziele möchtest du mit Uptraded, aber auch in deiner weiteren beruflichen Zukunft erreichen?

Mit Uptraded möchte ich vor allem die Kreislaufwirtschaft in der Modeindustrie vorantreiben. Unser Ziel ist es, Secondhand zur ersten Wahl zu machen und das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu schärfen. Es gibt bereits genug Kleidung für die nächsten sechs Generationen und es liegt an uns, diese Ressourcen besser zu nutzen. In Zukunft möchte ich weiterhin Lösungen finden, die nicht nur die Modeindustrie, sondern auch andere Bereiche zur Kreislaufwirtschaft hinführen. Ein weiteres Ziel ist es, mehr Bewusstsein zu schaffen – nicht nur für nachhaltigen Konsum, sondern auch für andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Themen. Ich möchte dabei helfen, eine Welt zu gestalten, in der Ressourcenschonung und Verantwortung im Mittelpunkt stehen.

Über Anna Greil

Anna Greil, Gründerin und CEO des Startups Uptraded, zählt zu den jüngsten Unternehmerinnen in Österreich. Die gebürtige Tirolerin absolvierte ihr Studium in Business und Management am MCI in Innsbruck und eignete sich dabei fundiertes Wissen in Finanzen und Strategie an. Im Jahr 2020 entschied sich die Anfang 20-Jährige, ihre Leidenschaft für Mode mit ihrem Engagement für Nachhaltigkeit zu verbinden, indem sie sich ganz dem Aufbau von Uptraded widmete. Unter dem Motto „Tauschen statt Kaufen“ möchte sie mit der Kleidertauschplattform eine Kreislaufwirtschaft in der Modewelt etablieren, um so eine nachhaltige Alternative zu Fast Fashion zu schaffen.


Wie hat Ihnen der Beitrag gefallen?

smile_iconsad_icon

Weitere Blogbeiträge

Wichtige Versicherungen für junge Erwachsene
sicherheit

Endlich erwachsen: Welche Versicherungen brauche ich wirklich?

15.10.2024|Artikel
reise & freizeit

Anna Buchegger: Mutig sein und mehr ausprobieren

11.10.2024|Interview

Versicherungen