Männer & Care-Arbeit: Wie Alltagsrollen die Gesundheit beeinflussen

11.11.2025 | Artikel

Partner, Vater, pflegender Sohn – und vielleicht auch alles zugleich? Welche Rollen Männer im Alltag einnehmen, wandelt sich im Laufe des Lebens ständig. Dabei bringt jede Aufgabe nicht nur Freude und Weiterentwicklung, sondern auch ihre eigenen Herausforderungen mit sich: Wir zeigen, welche alltäglichen Verpflichtungen Einfluss auf die Männergesundheit haben und geben Tipps, wie Sie damit umgehen können.

Eltern umarmen ihre Tochter.

Männliche Rollen im Wandel

Schon längst beschränkt man(n) sich nicht mehr auf die traditionelle Rolle des „finanziellen Versorgers“, die Aufgaben im Alltag werden zunehmend vielfältiger und komplexer. Neben Einkaufen, Kochen und Putzen ist da etwa die Beziehung, die Aufmerksamkeit, Zeit und Pflege erfordert, ganz zu schweigen von der anspruchsvollen Vaterrolle. Zwar wird der Großteil unbezahlter Care-Arbeit nach wie vor von Frauen erledigt – doch auch Männer übernehmen immer mehr Verantwortung neben der Erwerbsarbeit, sprich: Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen. 

Diese Mehrfachrollen sind durchaus positiv zu sehen: Schließlich sind sie ein Zeichen dafür, dass Männer zunehmend eine „fürsorgliche Männlichkeit“ leben, was laut dem Männerbericht sogar zu besserer Gesundheit und höherer Lebenszufriedenheit beitragen kann. Bei zu starken und gleichzeitigen Belastungen können diese Vorteile allerdings auch ins Gegenteil umschlagen und erhöhten Stress verursachen.

Rollen der Care-Arbeit und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit

Wenn sich das Privatleben von Vätern, Partnern und pflegenden Söhnen aufgrund ihrer wachsenden Aufgaben zunehmend verändert, steigen die persönlichen Herausforderungen im Alltag. Davon können unterschiedliche Bereiche betroffen sein, aber sich auch überschneiden und zu Mehrfachbelastungen werden.

Partnerschaft & Haushalt

Die partnerschaftliche Aufteilung von Haushalt und Familienorganisation stellt viele Männer vor neue Herausforderungen. Immer mehr wollen sich gleichberechtigt einbringen, wissen aber oft nicht, wie sie das konkret umsetzen können. Viele unterschätzen den mentalen Aufwand der Organisation oder wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen.

Gleichberechtigung im Haushalt bedeutet mehr als Mithilfe – es geht um Mitverantwortung und das Teilen des „Mental Load“. Etwa die Einkaufsliste im Kopf zu behalten – gekoppelt mit Rezepten für das Abendessen, wann man die nächste Thermenwartung vereinbaren sollte, welches Geschenk man für die Tante besorgt und wann Arzttermine bei den Kids anstehen. Solche Überlegungen benötigen einiges an mentalen Ressourcen und können viel Stress verursachen.

Tipps für den Alltag:

  • Erkennen Sie mentale Last an: Reden Sie regelmäßig mit Ihrem_Ihrer Partner_in über erledigte und anfallende Aufgaben, um Belastungen früh zu erkennen und zu lösen. Vergleichen Sie Kalender und Termine und überlegen Sie sich eine gute Organisation, um Tasks klar und fair aufzuteilen.
  • Sprechen Sie offen über Erwartungen und reflektieren Sie gemeinsam, was gut oder weniger gut funktioniert hat.
  • Erstellen Sie einen Haushaltsplan oder nutzen Sie Tools wie Haushalts-Apps oder Familienkalender für gemeinsame Einkaufslisten, Putzpläne und Aufgabenverteilung – sichtbar und nachvollziehbar für beide.

Vaterschaft

Vater zu werden ist wohl die größte Veränderung im Leben eines Mannes. Auch wenn bei den meisten Freude und Stolz über das Familienglück überwiegen dürften, bringt diese neue Rolle auch enorme Herausforderungen mit sich: Freizeit und Partnerschaft rücken in den Hintergrund, eigenen Bedürfnissen zu folgen wird schwieriger. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, emotionale, psychische und körperliche Belastungen und vor allem das Gefühl, ständig funktionieren zu müssen – all das kann enorm überfordernd sein. Vor allem frischgebackene Väter haben oft mit Stress, Schlafmangel, Erschöpfung, Angstzuständen oder Depressionen zu kämpfen.

Viele Männer machen sich zudem Sorgen, der neuen Rolle nicht gewachsen zu sein und haben zu hohe Erwartungen an sich selbst: Schließlich müssen sie sich als Väter ihrer eigenen Männlichkeit stellen und überlegen, welche Ideale sie ihrem Kind vorleben wollen. Oft fühlen sich Männer außerdem verantwortlich für die finanzielle Absicherung ihrer wachsenden Familie und geraten im Berufsleben zusätzlich unter Druck. Anfangs können auch Gefühle von Isoliertheit aufkommen, weil die intensive Erfahrung der Partnerin während Schwangerschaft und Geburt nur von außen miterlebt werden kann. Ein eigener Zugang zum Kind und somit zur Vaterrolle muss oft erst gefunden werden. Die Kombination aus emotionaler Überforderung und körperlicher Erschöpfung kann die Männergesundheit stark belasten – besonders, wenn über diese Gefühle nicht offen gesprochen wird.

Tipps für mehr Balance in der Vaterrolle:

  • Finden Sie das beste Karenzmodell für sich und Ihrem_Ihrer Partner_in: Informieren Sie sich weit im Voraus über Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Modelle, um Probleme bei Finanzen und Betreuung zu vermeiden. Hilfreiche Anlaufstellen sind die Arbeiterkammer, WKO und das AMS.
  • Sprechen Sie mit Ihrem_Ihrer Partner_in über Ihre Sorgen und Unsicherheiten. Bereden Sie Verantwortlichkeiten und Belastungen und schaffen Sie eine ausgeglichene Aufteilung, bei der Sie beide Erholungspausen bekommen.
  • Tauschen Sie sich mit anderen Vätern aus – z. B. in Vätergruppen oder Online-Foren. Verbringen Sie Zeit mit Freund_innen, die ebenfalls Kinder haben und reden Sie über Tricks und gemeinsame Herausforderungen. Unternehmen Sie etwas gemeinsam und unterstützen Sie sich gegenseitig. Vor allem bei Elternschaft gilt nach wie vor die alte Regel: „It takes a village“.
  • Achten Sie auf Ihren Schlaf: Powernaps, abwechselnde Nachtschichten oder ein regelmäßiges Zubettgehen zur selben Uhrzeit können helfen.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig: Auch 20‑30 Minuten an moderatem Training pro Tag reduzieren Stress und fördern die Gesundheit.
  • Erinnern Sie sich daran: Niemand muss perfekt sein. Es ist okay, auch als Vater zu lernen und zu wachsen.

Pflege von Angehörigen 

Wenn Männer sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern – etwa um Eltern oder Partner_innen – stoßen sie oft an ihre physischen und psychischen Grenzen. Pflege bedeutet nicht nur anstrengende körperliche Arbeit wie Heben, Waschen oder medizinische Versorgung, sondern auch eine enorme emotionale Belastung. Denn es geht schließlich um eine geliebte Person, mit der sie eine lange Geschichte verbindet. Viele Männer stehen dabei vor einem inneren Konflikt aufgrund von zu vielfältigen Erwartungen: Sie wollen helfen, aber auch im Beruf, in der Partnerschaft oder als Vater funktionieren. Sich der Pflege eventuell nicht auf dem bestmöglichen Niveau widmen zu können, ruft oft Scham- und Schuldgefühle hervor.

Pflege ist meist langfristig und bietet wenig Planungssicherheit. Die fehlende Vereinbarkeit mit dem Berufsleben, ständige Erreichbarkeit und der Verzicht auf eigene Bedürfnisse führen schnell zu Überforderung und gesundheitlichen Beschwerden. Dennoch holen sich viele Männer keine Hilfe – aus Scham oder weil sie glauben, „es allein schaffen zu müssen“ und es der zu pflegenden Person einfach schuldig zu sein.

Tipps für pflegende Väter:

  • Sprechen Sie mit Ihrer Familie offen über die Belastung und teilen Sie Aufgaben auf.
  • Informieren Sie sich über Entlastungsangebote wie mobile Dienste, Tagespflege, Pflegegeld, Pflegekarenz oder Pflegezeit. Infos finden Sie beim Sozialministerium, der IG Pflege oder beim Fonds Soziales Wien.
  • Vernetzen Sie sich mit anderen pflegenden Angehörigen, z. B. über Selbsthilfegruppen.
  • Setzen Sie klare Grenzen: Es ist in Ordnung, nicht immer verfügbar zu sein.
  • Selbstfürsorge nicht vergessen: Versuchen Sie Platz für Leerstellen in Ihrem fordernden Alltag zu schaffen. Machen Sie bewusst Pausen – gehen Sie spazieren oder treffen Sie Freund_innen. Selbst wenn Sie viel Verantwortung tragen, ist es wichtig, auch für Ihre eigene Gesundheit zu sorgen.
  • Reden Sie über Gefühle: Auch Männern fällt es mitunter schwer, über Belastung oder Überforderung zu sprechen. Ein offenes Gespräch mit Partner_innen oder Freund:innen kann entlasten
  • Professionelle Hilfe ist keine Schwäche: Wenn Sie merken, dass Sie überfordert sind oder gesundheitliche Symptome auftreten, suchen Sie unbedingt Unterstützung – etwa über Pflegehotlines, Sozialdienste, bei Ärzt_innen oder Psycholog_innen.

Wie Partner_innen positiven Einfluss auf Ihre Gesundheit haben können

Nicht nur im Alltag oder bei Mehrfachbelastungen, sondern auch ganz allgemein, können Partner_innen einen positiven Einfluss auf Ihre Gesundheit haben: Sogar die Lebenserwartung von Männern steigt, wenn sie in einer Beziehung sind, da sie von ihren Partner_innen öfter zu einem gesünderen Lebensstil motiviert werden. Dies liegt allerdings daran, dass Männer für emotionale Unterstützung eher auf Ihre Partner_innen angewiesen sind als umgekehrt, da Frauen diese auch durch Freund_innen und Familie erfahren. Nutzen Sie darum auch Ihre eigenen Netzwerke und Support-Systeme und bemühen Sie sich gemeinsam um einen gesunden Lebensstil. Sie können zum Beispiel Vorsorgetermine zusammen wahrnehmen oder sich gesunde Strategien für den Alltag überlegen.

Ihre Gesundheit als Mann steht in engem Zusammenhang mit Ihrem Alltag als Partner, Vater oder Angehöriger. Rollenwechsel, Verantwortlichkeiten, familiäre Aufgaben und Mehrfachbelastungen haben starke Auswirkungen auf das körperliche und emotionale Wohlbefinden. Gleichzeitig bietet gerade die Partnerschaft eine starke Ressource: Mit Unterstützung, gemeinsamer Vorsorge und klarer Rollenteilung können Sie Ihre Gesundheit aktiv fördern. Nehmen Sie sich deshalb unbedingt Zeit für Ihre Gesundheit, Ihre Familie und die Verbindung dazwischen.

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