Die Sandwich-Generation: Zwischen Pflege, Familie und eigener Zukunft

21.07.2025 | Artikel

Die sogenannte Sandwich-Generation besteht meist aus Menschen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Sie tragen gleichzeitig Verantwortung für ihre Kinder, ihren Beruf und ihre pflegebedürftigen Eltern. Diese Mehrfachbelastung führt oft zu psychischen, organisatorischen und finanziellen Herausforderungen. Der Artikel zeigt konkrete Wege zur Entlastung auf, zum Beispiel durch flexible Arbeitszeitmodelle und kostenlose Beratungsangebote.

Mehrgenerationenfamilie sitzt auf einer Decke im Garten, lacht und unterhält sich. Ein Junge hält ein rotes Spielzeugflugzeug.

Laut der im Auftrag des Sozialministeriums von der Universität Wien durchgeführten Studie „Angehörigenpflege in Österreich“ übernehmen in Österreich rund 947.000 Angehörige informell Pflegeaufgaben – das entspricht etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung. Davon sind 73 % dieser pflegenden Personen Frauen.

Von diesen Frauen sind 50 % 60 Jahre alt oder jünger. Viele Personen in dieser Altersgruppe betreuen Kinder und sind gleichzeitig berufstätig. Diese Generation steht einer immensen Verantwortung und Last gegenüber, wie auch ein Fachartikel der Stadt Graz unterstreicht. Angehörige pflegen die eigenen Eltern und tragen gleichzeitig Verantwortung für die eigene Familie. Das ist ein täglicher Balanceakt, der nicht nur organisatorisch herausfordernd ist, sondern auch erhebliche psychische und finanzielle Belastungen mit sich bringt.

Was bedeutet Sandwich-Generation?

Mit der Sandwich-Generation ist jene Bevölkerungsgruppe gemeint, meist Erwachsene zwischen 40 und 60 Jahren, die sowohl für ihre Kinder als auch für pflegebedürftige Eltern verantwortlich ist. Dieses „Eingeklemmt-Sein“ zwischen zwei Generationen, die Unterstützung brauchen, erklärt den Begriff.

Zwei demografische Entwicklungen verstärken diesen Trend:

  • Spätere Elternschaft: Viele werden erst mit Mitte 30 Eltern.
  • Längere Lebenserwartung: Eltern werden älter und benötigen häufiger Hilfe.

Das Ergebnis: Viele stehen vor einer dauerhaften, oft jahrelangen Mehrfachbelastung.

Doppelbelastung: Wenn Familie, Pflege und Beruf zusammenkommen

Für die meisten ist die Doppelbelastung von Beruf und Familie bereits anspruchsvoll genug. Kommt noch die Pflege von Angehörigen hinzu, wird die Belastung häufig zur Überforderung. Laut dem Pflegevorsorgebericht 2022 des Sozialministeriums und der BVAEB sind pflegende Angehörige „sehr häufig starken Belastungen“ ausgesetzt – sowohl körperlich als auch emotional. Die Studie Angehörigenpflege in Österreich zeigt: 48 % der Angehörigen, die zu Hause pflegen, fühlen sich „sehr stark“ oder „stark“ belastet.

Im Vordergrund stehen dabei psychische und zeitliche Belastungen. Besonders gravierend: 56 % der Befragten empfinden die psychische Belastung als „sehr stark“ oder „stark“, insbesondere durch Erschöpfung, Sorgen, depressive Symptome und soziale Isolation. Umso wichtiger ist es, sich über Angebote zu informieren. BVAEB und Sozialministerium bieten eine besondere Hilfe an: Bis zu zehn kostenlose psychologische Beratungseinheiten stehen pflegenden Angehörigen zur Verfügung. Diese Gespräche mit geschulten Fachpersonen sollen helfen, die persönliche Belastung besser zu verarbeiten und den Pflegealltag besser zu bewältigen.

Eltern pflegen und arbeiten: Was hilft konkret?

Viele Angehörige fragen sich: Wie kann ich Eltern pflegen und gleichzeitig arbeiten? Ein paar konkrete Ansätze können helfen, die Balance zu halten:

Unterstützungsangebote in Österreich: Rechte, Pflegegeld & Beratung

Wer Angehörige pflegt, hat in Österreich Zugang zu verschiedenen Hilfen:

  • Pflegegeld: Bereits ab Pflegegrad 1 erhältlich. Antrag und Infos beim Sozialministerium
  • Pflegekarenz und Pflegeteilzeit: Bis zu 3 Monate pro Angehöriger/Angehörigem mit Jobgarantie
  • Pflegekarenzberatung: Kostenlos über Arbeiterkammer oder Sozialministerium
  • Steuerliche Erleichterungen: Pflegekosten als außergewöhnliche Belastung absetzbar
  • Kurzzeitpflege & mobile Dienste: zur Entlastung im Alltag

Finanzielle Vorsorge für sich selbst

Oft stellen jene, die Angehörige pflegen, ihre eigenen Bedürfnisse hinten an und machen sich zu wenig Gedanken über ihre eigene Absicherung. Doch das kann langfristig zu Problemen führen – insbesondere in finanzieller Hinsicht.Daher ist es wichtig, frühzeitig auch die eigene Zukunft im Blick zu behalten. Hier sind einige Punkte, die Sie unbedingt beachten sollten:

Pensionslücke vermeiden

Wer Angehörige pflegt – ob in Teilzeit oder Vollzeit – riskiert unter Umständen niedrigere Pensionsansprüche. Es ist daher ratsam, frühzeitig einen Pensionskontocheck durchzuführen und zu prüfen, wie sich die aktuelle Situation langfristig auswirkt. Mit unserem Pensionslückenrechner können Sie Ihren persönlichen Vorsorgebedarf ermitteln.

Pflegevorsorge für sich selbst prüfen

Eine freiwillige private Pflegegeldversicherung kann im Alter für zusätzliche Sicherheit sorgen. Wer bereits erlebt hat, wie aufwendig und kostenintensiv gute Betreuung sein kann, weiß: Frühzeitig vorsorgen schützt nicht nur Sie selbst sondern auch Ihre Kinder oder Partner_innen vor finanzieller und organisatorischer Überforderung.

Offen über Geld und Aufgaben sprechen

Im Familienkreis sollten Themen wie Pflege, Erbschaft, finanzielle Verantwortung oder Vollmachten möglichst früh angesprochen werden. Wer übernimmt im Pflegefall welche Rolle? Gibt es bereits rechtliche Regelungen? Transparenz verhindert spätere Konflikte und schafft Planungssicherheit für alle Beteiligten.

Selbstfürsorge ist keine Schwäche – sie ist notwendig

Die Sandwich-Generation steht mit ihren vielschichtigen Aufgaben unter großem Druck organisatorisch, körperlich und emotional. Umso wichtiger ist es, Selbstfürsorge nicht als Luxus, sondern als Notwendigkeit zu verstehen.

  • Nehmen Sie sich tägliche Mikro-Auszeiten. Schon wenige Minuten bewusster Erholung helfen, den Druck zu verringern. Ob Atemübungen, Musik oder Bewegung in der Natur – kleine Rituale helfen, den Stresslevel zu senken.
  • Etablieren Sie Routinen. Achtsamkeitsübungen, das Schreiben eines Tagebuchs oder Meditation stärken Ihre Resilienz.
  • Tauschen Sie sich mit anderen aus. Selbsthilfegruppen, Online-Foren oder lokale Pflegeinitiativen wie das FSW-Netzwerk für pflegende Angehörige in Wien sind eine gute Möglichkeit, sich mit Personen auszutauschen, die in einer ähnlichen Situation sind wie Sie.
  • Nutzen Sie professionelle Hilfe. Viele regionale Anbieter sowie Krankenkassen bieten psychologische Begleitung speziell für pflegende Angehörige.
  • Die Generali bietet Ihnen viele hilfreiche Tipps und Programme, die sich auf mentale Stärke und Stressmanagement konzentrieren – speziell für Menschen in fordernden Lebenslagen.

Eines steht fest: Selbstfürsorge ist kein Zeichen von Schwäche – sie ist die Grundlage dafür, langfristig für andere da sein zu können.


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