Alexander Antonitsch über das Generali Open in Kitzbühel

16.07.2025 | Interview

Vom ATP- Court zum Kitzbühel-Chef: Alexander Antonitsch im Interview über das Generali Open, die Leidenschaft zum Tennis und seine persönlichen Highlights als Turnierdirektor.

Wenn es um die Tennislandschaft in Österreich geht, fällt sein Name sofort: Alexander Antonitsch ehemaliger ATP- Profi, Davis- Cup- Spieler und seit 2011 Turnierdirektor des Generali Open Kitzbühel, Österreichs größtem ATP- Turnier. Auch 2025 kehrt das Turnier wieder zurück nach Tirol- von 19. Bis 26. Juli verwandelt sich Kitzbühel in eine Bühne für Weltklassetennis, Emotionen und Hingabe. In einem Monat, in dem die Generali das Thema Leidenschaft ins Zentrum stellt, sprechen wir mit Antonitsch darüber, was es heißt, sich als Spieler, Veranstalter und Mensch immer wieder neu herauszufordern- und über sich hinauszuwachsen.

Frage: Sie sind seit 2011 Turnierdirektor in Kitzbühel und waren selbst Spitzenspieler. Was bedeutet es für Sie, diesen Rahmen, in dem die Spieler über sich hinauswachsen können, zu gestalten?

Für mich ist es etwas Besonderes, weil ich als Kind das erste Mal beim Generali Open war, bei so einer Art Kids-Day. Dann habe ich selbst mehrere Jahre teilgenommen, war als Kommentator tätig, mittlerweile bin ich Turnierdirektor. Ich habe fast alle Stationen durchgemacht.

Für uns war 2011 ein kompletter Neuanfang. Niemand hat damit gerechnet, dass wir das Turnier wieder so aufbauen können. Auch für die beiden Veranstalter, Herbert Günther und der Markus Bodner, war es ein großer finanzieller Einsatz und ein Risiko. Wir wollen eine professionelle Veranstaltung abliefern, aber mit einem familiären Charakter. Mittendrin statt nur dabei. Sowohl die Fans als auch, die Spieler sollen sich wohl fühlen. Das beste Zeichen für uns ist, dass wir immer knapp mit den Hotelzimmern sind. Die Spieler nehmen oft und gerne die Familie mit. Da reicht es nicht, wie bei vielen Turnieren, dass der Coach und der Physiotherapeut mitkommen, sondern auch die Mama, der Papa und vielleicht auch die Frau und die Kinder. Ein Thema, das wahrscheinlich die wenigsten Turniere beschäftigt.

Frage: Glauben Sie, dass Ihre Zeit als Spitzensportler Ihnen hilft, bestimmte Aspekte besser zu verstehen und einzubringen?

Sicher, wobei es manchmal auch schadet, weil ich weiß, welche Marotten einzelne Spieler haben. Da gibt es Themen wie Klimaanlage oder ein bestimmtes Wasser, das bereitgestellt werden soll. Aber das sind Kleinigkeiten. Als ehemaliger Spieler hat man dann einen anderen Zugang zu den jetzigen Kollegen.

Frage: Leidenschaft ist der Antreiber von Tennis. Als Turnierleiter in den vergangenen fast 15 Jahren: Wie verändert sich so eine Leidenschaft und wie nutzt man sie sinnvoll?

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Grundsätzlich bin ich sehr schnell zu begeistern und mit Feuereifer dabei. Es gibt immer Sachen, die man weiterentwickeln kann, wo man noch besser werden kann. Sowohl für die Spieler, für die Fans, für die Partner. Manchmal kommt es aber auch zu Rückschlägen.

Alexander Antonitsch


Das sind zum Beispiel kurzfristige Absagen von Spielern, Verletzungen vor dem Turnier, die nicht vorhersehbar sind oder das Wetter, das einem einen Streich spielen kann. Am liebsten hätten wir natürlich immer noch einen Österreicher am Wochenende mit dabei, weil dann eine hervorragende Stimmung garantiert ist.

Diese Rückschläge, ist man als Sportler gewohnt. Das Erste, dass du als Tennisspieler lernst, ist zu verlieren. Denn im Grunde gehen bis auf einen, jede Woche alle anderen als Verlierer nach Hause, auch wenn du im Finale warst. Das lernt man im Sport, er formt dich für das weitere Leben. Du machst Erfahrungen, die prägend sind: Aus Niederlagen lernen, immer wieder aufstehen und begeisterungsfähig bleiben. So ist es auch bei mir, bis ins hohe Alter. Ich glaube, man muss Leidenschaft immer wieder neu entfachen.

Frage: Ihre Bücher beschäftigen sich mit mentaler Stärke: Was empfehlen Sie den jungen Spieler_innen, damit sie es schaffen, über sich hinauszuwachsen?

Ich habe zu meiner aktiven Zeit acht Jahre mit einem Hirnforscher zusammengearbeitet. Danach haben wir Seminare gehalten, so sind dann die Bücher entstanden. Als meine Kinder klein waren, sind Fragen aufgetaucht: Wie soll ich lernen? Wie soll ich mich konzentrieren? Papa, wie geht das? Das sind coole Fragen. Wie erklärst du einem Sechsjährigen, er soll sich konzentrieren? Oder gut lernen? Wir sind das Thema von der Pike auf angegangen. Wie funktioniert unser System eigentlich? Warum habe ich Angst vor einer Prüfung? Warum kriege ich feuchte Hände?

Sport und Bewegung sind wichtig, besonders im jungen Alter. Für unseren Kopf, für unsere kognitiven Fähigkeiten und ganz nebenbei für die Gesundheit – 80 Prozent der Kinder bewegen sich zu wenig. Ich werde nicht aufhören und nicht müde, für diese tägliche Bewegung zu laufen. Das würde so viele Probleme, die später auftreten, verhindern. Sowohl gesundheitlich als auch die Konzentration betreffend.

Auch der Team-Gedanke, wenn du einen Teamsport betreibst, dieses wieder aufstehen, Erfolge feiern aber auch Niederlagen verdauen, das spiegelt das Leben wider. Das geht vielen jungen Menschen ab, die den Sport nicht gehabt haben. Da geht es nicht darum, dass jeder Spitzensportler wird. Das fängt viel früher an, Wirkung zu zeigen – das ist für mich enorm wichtig.

Man kann mittlerweile Social-Media und das Digital-Thema nicht mehr wegdenken. Das soll auch dabei bleiben in einem vernünftigen Maß. Dennoch: Kinder, die ihren Sport haben, die ihre Freunde beim Sport haben, die ihre Erfolge und Niederlagen haben, die verwenden Social-Media wesentlich weniger. Die brauchen irgendwann die Bewegung, sonst geht es ihnen ab, was auch gesund ist.

Frage: Ist das dann auch der Ansatz, den Sie beim Kitz Rising im Rahmen von den Generali Open ansetzen?

Ja, beim Kitz Rising gab es folgenden Gedanken: Wir laden sechs der besten U13 Spieler der Welt ein. Die sind schon fast Spitzensportler. Das ist ein Alter, von dem ich hoffe, dass es ihnen noch Spaß macht, aber wo es schon ernster wird. Unser Ansatz war, den Kindern möglichst früh zu zeigen, wie ein Profiturnier abläuft. Sie können die ATP-Physios nutzen, sie können in der Playerslounge sein. Sie reden mit den echten Profis, manche schlagen mit ihnen sogar ein paar Bälle. Also ein softes Zeigen, was eventuell auf sie zukommen könnte. Die sind alle immer hellauf begeistert und für uns hat das natürlich auch den Nutzen, dass sie uns, das Generali Open in bester Erinnerung behalten.

Frage: Haben Sie ein Erlebnis vom Generali Open, dass Ihnen ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Ja, zu meiner Zeit als Turnierdirektor, als wir mit den Veranstaltern das erste Mal, es war 2016 oder 2017, mit einem Schild rausgegangen sind, auf dem stand: Ausverkauft. Wenn man sich an die Anfangsjahre erinnert, und wie viele Leute gesagt haben: Das willst du wirklich machen? Die Veranstalter haben ein Risiko auf sich genommen. Ich bin vielleicht das Gesicht oder die Stimme nach außen, aber in der Turnierwoche haben wir an die 400 Mitarbeiter_innen. Wir sind immer wieder dankbar, wenn das Turnier sehr gut besucht oder sogar ausverkauft ist.

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Ein zweites Erlebnis ist der Turniersieg von Dominik Thiem. Es gibt keinen Spieler, den ich so lange begleitet habe, weil ich ihn seit seinem vierten oder fünften Lebensjahr kenne. Dann der Anfang in Kitzbühel durch die Wildcard, unsere Unterstützung, aber auch, was er dem Turnier zurückgegeben hat und was es ihm bedeutet hat, beim Generali Open 2019 zu gewinnen. Das war schon sehr emotional, da habe ich auch die ein oder andere Träne verdrückt.

Alexander Antonitsch


Frage: Die Generali ist schon lange Sponsorin des Turniers. Welche Rolle kann eine Marke dabei spielen, die Leidenschaft zu unterstützen?

In unseren Köpfen war die Generali immer Partnerin unseres Turniers. Auch in der Zeit, in der sie nicht dabei oder Hauptsponsorin war. Jeder hat noch gesagt: Fahren wir zum Generali? Jeder hat gewusst, was gemeint ist, die haben nicht mal das „Open“ dazu gesagt. Das ist ein super Zeichen.

Wir machen mit der Generali auch das „Generali Race to Kitzbühel“. Damit sind wir bei allen Hobbytennisspieler_innen in Österreich und Bayern ab April Gesprächsthema. Das heißt: Hobbyspieler_innen qualifizieren sich und spielen dann im Finale in Kitzbühel um 10.000 Euro. Das findet vor 3.000 bis 4.000 Zuschauer_innen am Center Court statt. Das erzeugt echte Emotionen und eine besondere Verbindung zum Publikum, denn dort steht kein Profi, sondern jemand aus ihrer Mitte – ein Hobbyspieler, der sich bis dorthin durchgekämpft hat.

Was mir auch immer besonders gefällt ist, wenn Generali Mitarbeiter_innen dabei sind. Mit welcher Begeisterung, und wie gern die dort hinkommen. Es ist ein wirklich schöner Ort, und das können alle genießen und das ist etwas Besonderes. Am Ende ist euer Business genau das, was wir machen: Dieses Mittendrin statt nur dabei. So ist für mich Hauptsponsoring toll umgesetzt und unvergesslich. Das macht uns stolz, so eine Partnerin zu haben.


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